2 Kumpels namens Wolfgang und Fritz

Ein kleiner Rückblick zu jenem Tag als ich im AKH stationär aufgenommen wurde. Nach einigen Anmeldeformalitäten und einer kurzen Untersuchung wurde mir mein Zimmer zugewiesen. Standardmäßig mit 3 Betten, einem Tisch, einem Kasten für jeden Patienten und einem Fernseher.

Ausreichend würde ich sagen, es ist ja kein Urlaubsaufenthalt. Gepflegt und ruhig muss es sein und das war es auch. Nicht zuletzt, dank der beiden Patienten, die bereits im Zimmer lagen und die scheinbar auch darauf Wert legten.

Ich werde eineinhalb Tage hier verbringen und da drängt sich schon mal der Gedanke auf, wie schnell und wie intensiv man Kontakt zu seinen Zimmergenossen aufnehmen sollte. Für tiefgreifende Freundschaften war die Zeit ja zu kurz, aber man will ja auch nicht als „der, der nichts redet“ daliegen.

Über ein kurzes „Hallo“ sind wir in den ersten 45 Minuten auch nicht hinausgekommen. Man belauschte wohl unwillkürlich, wenn auch gespannt, gegenseitig die Telefonate, um ein Bild von den Menschen zu bekommen, mit denen man sich nun für 2 Tage ein Zimmer teilen würde.

Der eine, beim Fenster, schien alles recht locker zu nehmen oder er überspielte seine Situation, die ich bis dato ja noch nicht kannte. Der in der Mitte wiederum lag in seinem Bett, ohne sich viel zu bewegen und lachte immer, wenn der beim Fenster wieder einmal einen Spruch losließ.

Okay, also der eine schob Sprüche und der andere lachte. Es sprach demnach nichts dagegen, die beiden ein wenig kennenzulernen. Nach dem Mittagessen und einem kurzen Smalltalk war klar, der beim Fenster war Wolfgang, der in der Mitte der Fritzl und ich war der Alex.

Was folgte, waren 30 unterhaltsame Stunden mit zwei wirklich sehr lieben und witzigen Menschen. Wir führten auch schon mal gepflegte und ernste Gespräche, die letztendlich dann doch immer in einer Art endeten, die mich nachträglich betrachtet, irgendwie an die Marx-Brothers erinnerten.

Kein Arzt und keine Schwester waren vor uns sicher, auch kein Essen und auch keine Blutabnahme. Es gab einfach nahezu keine Situation, die uns nicht zum Lachen brachte. Und als würden die Ärzte das gemerkt haben, planten sie scheinbar unsere Operationen deswegen zur selben Zeit, um uns nicht zu lange zu trennen.

Und dann gab es da noch eine Seite, die ich an den beiden sehr mochte und noch immer mag. „Mäuschen“, nannte Fritz seine Frau am Telefon. Ich dachte mir, wie toll die beiden miteinander umgehen. Ich hatte das Gefühl, dass Fritz seine Frau sehr vermisste und auch seine drei Hunde. Als sie ihn am Abend besuchen kam, sah ich, dass das ganz genau auch so war und dass auch sie ihren Mann sehr mögen musste. Sofort dachte ich an meine Helga, denn das Bild von Fritz mit seiner Frau erinnerte mich doch sehr stark an uns beide.

Auch die Frau von Wolfgang durfte ich kennenlernen. Ja, was soll ich sagen. Super. Auch hier konnte ich spüren, wie nah sich die beiden waren. Für beide Frauen galt dasselbe wie für meine Helga – sie sind die vernünftigen im Leben von Wolfgang, Fritz und mir. Sie freuen sich irgendwie daran, dass ihre Männer so ein klein wenig „verrückt“ sind und lieben uns sehr. Dankeschön an euch drei.

Auch zu den Besuchszeiten hatten wir alle so viel Spaß und ich bin mir sicher, dass dieser Aufenthalt massiv zur weiteren Heilung bei uns dreien beitragen wird.

Warum schreibe ich euch heute diese Geschichte. Im Gegensatz zu mir, durften Wolfgang und Fritzl das Spital noch nicht verlassen und heute nach dem Wochenende habe ich sie zum ersten Mal besucht und das sagt wohl schon alles. Ich habe selten in so kurzer Zeit, Menschen so liebgewonnen. Lieber Wolfgang, lieber Fritz, alles, alles Gute und ich hoffe, wir treffen uns bald mal wieder – und bitte bewahrt euren Humor.

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