Die letzten drei Tage waren sehr, sehr anstrengend. Diese ganzen Rennereien wegen dem Urlaub – hätte ich das gewusst, dann hätt ich ihn storniert. Aber wir haben uns ein wenig Ruhe verdient – Helga und ich.
Gestern in der Früh war ich wie geschrieben bei der Krankenkasse. Danach rief ich Arzt A an und hörte: „Die sind uns also einfach so übergangen.“ Heute einen Tag später find ich das alles nicht mehr so lustig.
Jetzt habe ich keine Freude in mir. Im Gegenteil. Ich habe Angst, die ich im ganzen Verlauf meiner Erkrankung noch nie hatte. Angst vor dem Fliegen? Dachte ich zuerst, jedoch ist es die Angst nie wieder ein normales Leben zu haben. Obwohl Angst vielleicht nicht der richtige Ausdruck ist – es ist eine deftige Depression.
DEPRESSION
Warum ich weiß, dass es eine schwere Depression ist? Nun, zum einen gibt es eine geliebte Person in meinem Leben, die unter wirklich schweren Depressionen leidet und das schon seit Jahren. Ich habe also viel darüber gelesen und mir auch von ihr erzählen lassen. Und ich hatte selbst schon welche.
Die Szene, die ich an dieser Stelle immer erzähle, ist die Szene mit der Badewanne, die ich einließ, um ein entspannendes Bad zu nehmen. Als diese randvoll war, stand ich davor und hatte nicht die Kraft mich hineinzulegen. Ich ließ sie wieder aus und das ganze wiederholte sich so etwa drei Mal.
Ich weiß, wie sich Depressionen anfühlen – besonders im Bereich des Solarplexus. Dieser Druck, den man mit keinem Mittelchen wegbekommt, außer man betäubt sich mit Antidepressiva.
Und dann das wichtigste Merkmal. Nachdem ich meinen Job verloren habe, habe ich sofort begonnen Pläne zu machen, wie mein Leben beruflich weitergehen soll. Gestern noch habe ich diese Pläne einem Freund präsentiert, um seine Meinung zu hören und heute denke ich, es macht eh alles keinen Sinn mehr.
SCHWERE DEPRESSION
Nun gut, jetzt wisst ihr, dass ich es weiß, dass ich grad eine Mega-Depression habe. Was also machen wir jetzt? Viele depressive Menschen legen sich ins Bett und bleiben da so lange, bis die Depression vorbei ist. Da kann ich schon mal sagen, das bringt nichts, denn bis man endlich einschlafen kann, ist die Depression schon um ein Vielfaches gewachsen, weil man die ganze Zeit darüber nachdenkt, was denn los ist.
Andere greifen dann zur Flasche, hauen sich ein paar Gläser harte Getränke hinein und auf einmal geht es ihnen wieder gut. Dieses Phänomen kenne ich – hatte schon mal, jedoch eher zufällig, diese Situation. Mein Fazit: Das funktioniert schon, aber leider halt nur solange du besoffen bist – am nächsten Tag ist deine Depression wieder da und Kopfschmerzen hast du noch dazu. Du kannst natürlich weitersaufen, aber dann wirst du mit der Zeit viel mehr Probleme haben, als „nur“ die Depression. Also auch keine Lösung.
Dieser eine Mensch in meinem Umfeld sagte mir schon in frühen Jahren: „Du musst sofort etwas tun, wenn du es spürst.“ Danke Mama, das hat mir bis jetzt immer geholfen und wird es auch jetzt wieder tun. An dieser Stelle wünsche ich dir ganz, ganz viel Kraft, denn in Tagen wie diesen weiß ich, wie du kämpfen musst.
DEPRESSION – DU KANNST MICH MAL!
Mein Tipp an euch: Zieht euch nicht zurück, weder ins Bett, noch in den Alkohol und flüchtet nicht in virtuelle Welten, sprich Fernsehen und Computer. Lasst es zu, dass Menschen in eurer Nähe sind, denn Einsamkeit ist der Treibstoff jeder Depression. Versucht nicht zu erklären, weder euch noch anderen, was euch bedrückt, denn in den meisten Fällen ist das, was ihr glaubt, nicht die Ursache und macht die Depression noch schlimmer. Schraubt eure „Verpflichtungen“ für 2 bis 3 Tage runter auf 25% – so als würdet ihr mit Grippe im Bett liegen, aber wie gesagt, legt euch nicht hinein. Viel Licht, viel Luft und viel Wasser nicht vergessen. Und macht euch darauf gefasst, dass das ein paar Tage dauern wird. Akzeptiert es wie einen blauen Fleck – denn ihr werdet sehen, dann geht die Depression auch wieder weg.
Und noch ein Trick, der den Druck verringert. Versucht zu weinen – das ist ein Ventil.