Zum zweiten Mal geweint oder was sollte dir dein Arzt wirklich sagen.

Ich mache es kurz, weil ich euch nicht runterziehen will und mich auch nicht. Aber es gehört im Moment zu meinem Leben dazu, auch mal schlechte Nachrichten zu bekommen – und heute erhielt ich so eine. Ich war heute zur Nachuntersuchung in jenes Spital bestellt, in dem ich eine Woche verbrachte und unter doch etwas eigenartigen Umständen entlassen wurde.

Mein Vater brachte mich also in der Früh da hin und ich musste auch gar nicht so lange warten, bis mein Name aufgerufen wurde. Der Arzt saß mir gegenüber und schaute mich eine Zeit lang mit großen Augen an, bis er mich nach meinem Zustand befragte. Ja, was sollte ich ihm sagen: „Gut, Herr Doktor – physisch und psychisch gut, ich habe nur Doppelbilder, eine Gehirnstammblutung und ein komisches Kribbeln in der gesamten rechten Körperhälfte, zudem bislang keinen Arzt (mit Ausnahme meiner Hausärztin), der dazu Stellung nehmen wollte. Deswegen bin ich eigentlich auch da.“

„und dann erfuhr ich die brutale Wahrheit“

Sichtlich erleichtert, da er nun wusste warum ich da war, fing er an, das Ergebnis des Akut-MRTs, welches mir meine Hausärztin verschafft hatte, zu erklären. Mit dem abschließenden Satz: „Sie müssen stark damit rechnen, dass Sie diese Symptome ihr Leben lang behalten werden.“

Es folgte ein langes Schweigen. Das war mir so ganz neu und es traf mich wie ein Blitz. 100 Gedanken schossen mir gleichzeitig durch den Kopf und all die Fragen, die ich mir im Vorfeld überlegt hatte, wurden im Nu ersatzlos gestrichen und gegen neue ersetzt, die mir nicht möglich waren zu stellen.

In dem Moment hatte ich echt Schwierigkeiten, meinen Blutdruck niedrig zu halten. Was für eine Neuigkeit – oder auch nicht, wahrscheinlich hatten die anderen Ärzte, die diesbezüglich nichts erwähnt hatten, entweder nicht den Mut, es mir zu sagen oder aber eine andere Einstellung dazu, was man einem Patienten sagen sollte. Ich kann jetzt nachträglich gesehen gar nicht böse sein, denn ich wüsste selbst nicht, wie ich reagiert hätte.

Ich weiß nur, ich will es wissen. Auch wenn es in dem Moment alle positiven Gedanken verschwinden lässt, ist es mir lieber, ich weiß darüber Bescheid und kann mich darauf einstellen – oder besser noch Maßnahmen für danach ergreifen.

„das hat mich doch ganz schön mitgenommen“

Auf der gesamten Heimfahrt redete ich kein Wort mit meinem Vater und er spürte wohl, dass meine Nachrichten nicht so gut waren. Als ich wieder zu Hause war, setzte ich mich zu meiner Freundin, die noch immer mit Grippe daniederlag, ans Bett, schaute sie lange an und konnte das Weinen nicht mehr zurückhalten. Und diesmal weinte ich auch um mich – mir wurde an diesem Tag einmal mehr klar, es würde nie wieder so sein, wie früher.

Seitdem beschäftige ich mich oft mit dem Gedanken: „Was soll dir dein Arzt wirklich sagen.“ Willst du wissen, was auf dich zukommt oder ist es für dein positives Denken einfach besser, nicht zu viel zu wissen. Sollten Ärzte darauf geschult sein zu erkennen, was ein Patient verkraftet? Ich jedenfalls will alles ganz genau wissen, denn es ist mein Projekt.

Abends hatte ich die Nachricht schon einigermaßen gut verkraftet und überlegte mir ein Regal zu bauen – das war eine schöne Erfahrung, wieder an etwas Normales zu denken.

5 Antworten auf „Zum zweiten Mal geweint oder was sollte dir dein Arzt wirklich sagen.“

      1. …das klingt sehr gut und spannend….wie bei meinen Unverträglichkeiten….sie wurden erträglicher, erträglicher und jetzt ist es nahezu keine Einschränkung mehr…
        Weiter so…Schritt für Schritt 🍀🐜👣🍀

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