Oberärztin mit Herz

Ich kann nicht vergessen, was mir der Arzt vorgestern gesagt hat. Und so einfach will ich mich damit auch nicht zufriedengeben. Ich habe ja auch nie bei einem Projekt so einfach aufgegeben, nur weil jemand gesagt hat, dass das so nicht funktionieren kann. Was mir bei dem ganzen Nachdenken ein- und auffiel, war, dass der Arzt zwar den zweiten Befund, also den vom MRT vom 17., gelesen, aber die Bilder nicht verlangt hatte.

Zur Erklärung: In einem meiner ersten Befunde stand, dass das Cavernom inkl. Umblutung einen Durchmesser von 1,2 cm hatte. Im neueren Befund war zwar geschrieben, dass keine zusätzliche oder neuerliche Blutung zu erkennen sei, aber der Durchmesser wurde hier mit 1,3 cm angegeben. Und genau zwischen diesen zwei Bildern entstand dieses Kribbeln in der rechten Körperhälfte.

Ich wollte das nochmals abklären und versuchte einen der Ärzte ans Telefon zu bekommen, den ich im Krankenhaus kennengelernt hatte. Doch die zwei, die ich per Namen kannte, waren leider nicht da. Eigentlich wollte ich auflegen, aber dann erinnerte ich mich, dass meine Erkrankung mein Projekt ist. Ich fragte, an wen ich mich denn wenden könnte. Man sagte mir, dass die Oberärztin der Abteilung anwesend sei und man einen Rückruf notieren würde.

„Sag niemals nie – um wiedermal 007 zu zitieren“

Also, darauf war ich ja dann doch sehr gespannt. Doch kurz darauf erhielt ich wie versprochen einen Anruf von besagter Ärztin. Scheinbar kannte sie mich auch – ich vermute, es war die Ärztin der Visite an jenem Tag, an dem ich ins AKH gebracht wurde. Sie blieb mir in guter Erinnerung. Ich erklärte ihr meine Situation und dass ich unsicher bin, ein wenig Angst hätte, nicht wüsste, was ich tun soll und auch dass ich daran zweifelte, dass sich irgendjemand die Bilder beider MRTs im Vergleich angesehen hatte.

Ich erwartete eigentlich eine sehr fachliche und trockene Antwort. Doch es kam anders. „Sagen Sie mir den Namen des Arztes, der Sie vorgestern untersucht hat“, sagte die Ärztin. Das konnte ich leider nicht – mit Namen bin ich nicht so gut. Sie fuhr fort: „Das spielt auch nicht so eine große Rolle. Herr Wastian, solange Sie sich unsicher fühlen oder irgendwelche Ängste haben, können Sie kommen, so oft Sie wollen. Dafür sind wir da.“ Ich war verblüfft, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

„Danke für das Gespräch, Frau Doktor“

„Ich mache Ihnen einen Termin für morgen in der Früh in der Ambulanz aus. Nehmen Sie bitte alle Befunde und Bilder mit. Ich sorge dafür, dass man sich das alles anschaut“, sagte sie. Jetzt war es mir fast ein wenig unangenehm, dass ich sie am Anfang des Gespräches so zugetextet hatte und sagte, dass ich aber auch nicht lästig sein will.

Sie antwortete mit einem Satz, der mich auch jetzt beim Schreiben noch sehr rührt: „Herr Wastian, Sie sind überhaupt nicht lästig – wir werden alles tun, damit Sie sich wieder wohl fühlen.“

Vielen Dank, Frau Doktor!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.