Gamma Knife Aufklärung – Glück, Traurigkeit oder Angst – ich muss es erst sortieren.

Beginnen wir jedoch zuerst mit der guten Nachricht. „Cavernömchen“, sagte die Spezialistin vom Gamma Knife gestern, nachdem sie die letzten Bilder gesehen hatte. „Cavernömchen?“, dachte ich, klingt doch schon mal ganz gut und wie ich erfuhr, ist das eigentliche Cavernom auch keine acht Millimeter, sondern nur drei. Danach kam die Aufklärung und die ist meistens etwas unangenehm.

Im Großen und Ganzen ging das Gespräch auch positiv weiter. Die Blutung hat sich gänzlich zurückgebildet, das Cavernom ist wie gesagt mehr als die Hälfte kleiner und die Doppelbilder sind auch weg – beinahe – dazu später.

„Was ich Ihnen jetzt anbieten kann, ist eine Therapie“, sagte die Ärztin, die ich schon seit unserer ersten Begegnung in guter Erinnerung hatte. Sie ist direkt, aber ehrlich, diesen Eindruck macht sie auf mich. „Oder wir machen in 8 bis 12 Monaten ein neuerliches MRT und entscheiden dann“, bot sie als Alternative an.

Klären wir doch zunächst mal die Risiken und da kommen wir schon zu den nicht ganz so guten Nachrichten. Ein Cavernom – besonders im Kopf – welches schon einmal geblutet hat, tut das im Regelfall auch recht gerne wieder. Nun, das war jetzt nichts Neues für mich, denn das hatte einer der Neurochirurgen im Spital auch schon gesagt.

„Wenn dem so ist, dann würde ich Ihnen die Bestrahlung definitiv empfehlen“, sagte die Ärztin und fügte hinzu: „Zur Zeit biete ich es Ihnen lediglich an.“

Okay, okay, so schnell bin ich beim Überlegen nicht. Wenn es also nochmals vorkommen würde, dann sollte ich unbedingt das virtuelle Skalpell in Erwägung ziehen und zwar dringend. Verwirrung machte sich breit. Sollte das bedeuten „Also wenn es dann zum zweiten Mal geblutet hat – ganz egal wann das passieren wird, denn passieren wird es – ist ein Eingriff notwendig“ oder bedeutet es eher „Wenn das Cavernom, Gesetz dem Fall, wieder blutet …“.

Wie hoch liegt da die Wahrscheinlichkeit, frage ich mich jetzt. Diese Frage kann ich mir aber nicht selbst beantworten. Die Frage der Wahrscheinlichkeit. Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt die Sache schon klar – wir machen das und so schnell wie möglich, um es erst gar nicht zu einer zweiten Blutung kommen zu lassen.

Da war oder besser gesagt wäre aber dann noch eine zweite Frage: was bringt die Beobachtung nach 8 bis 12 Monaten? Kann sich da etwas verbessern. In Bezug auf den Zustand generell – also kann es dann auch ganz erledigt sein – oder in Bezug auf die Behandlung mit Gamma Knife – ist sie dann risikofreier?

Risiko bei der Behandlung mit Gamma Knife?!

Ja, auch die Therapie selbst ist nicht ganz ohne Risiko. „Die Symptome können wieder kommen – eventuell auch für immer bleiben“, sagte mir die Ärztin. Es klang zwar nicht so als wäre dies der Regelfall, aber das menschliche Wesen ist ein Meister darin, sofort sehr viel Gewicht in solche Aussagen zu legen. Wie groß hier das Risiko ist? Hab ich natürlich nicht gefragt, weil mir sofort eine Million Szenarien durch den Kopf schossen.

Grafiker mit Doppelbildern auf Lebenszeit

„Na Bravo“, dachte ich und auf einmal war klar, dass die sofortige Behandlung gar nicht mehr so klar war. Ich bat um Bedenkzeit – so steht es auch in meinem Arztbrief. Ich nehme mir jetzt 3 Wochen dafür Zeit und werde wohl noch einige Gespräche mit verschiedenen Menschen dazu haben. Mit Ärzten, Betroffenen, Freunden und Familie.

Eines davon hatte ich dann bereits gestern. Ein tolles Gespräch mit einer befreundeten Ärztin. Wir sahen uns gemeinsam die Bilder meines Schädels an, das Cavernömchen mit und ohne Blut, dem dazugehörigen Ödem und auch viele andere Teile meines Gehirns, die ich so noch nie wahrgenommen hatte.

Nicht nur interessant, sondern auch sehr hilfreich, da man sich als Laie manchmal Sachen zusammenreimt, die in der Realität ganz andere aussehen. Symptome, die ich habe, sind ein gutes Beispiel dafür. Schwindel, Kopfschmerzen und Sensibilitätsstörungen. Für mich eindeutig, dass all diese Beschwerden von der Blutung stammen müssen.

Doch die Ärzte sagen etwas anderes.

Als ich von den Sensibilitätsstörungen im rechten Fuß erzähle, lächelte sowohl meine Freundin als auch die Ärztin beim Gamma Knife. Scheinbar ein Volltreffer, genau das ist ein Symptom, welches dem Krankheitsbild entspricht. Weniger jedoch die Kopfschmerzen – das kann sein, aber Kopfschmerzen kann man auch von ganz anderen Sachen haben. Zum Beispiel von den Verspannungen auf Grund der Kopfzwangshaltung vor einigen Wochen oder einfach nur von der Sonnenbrille, die am Kopf drückt.

Sehr interessant fand ich allerdings die Reaktion in Sachen Schwindel. „Das kommt sicher nicht aus dem Bereich“, sagte die Ärztin. „Es kann sein, dass Sie doch Restdoppelbilder haben und dadurch der Schwindel verursacht wird“, fügte sie hinzu. Und das kann ich mir sehr, sehr gut vorstellen, denn mit dem Schwindel oder vorweg kommt es oft zu Doppelbildern kleineren Ausmaßes. Und durch längeres „links-schauen“ kann ich diesen Schwindel auch provozieren. Jetzt wisst ihr auch, dass die Doppelbilder nicht ganz weg sind.

Bedenkzeit 

Ich habe jetzt 3 Wochen Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. 3 Wochen, die sicher sehr spannend werden. Neue Infos, sicher auch Angst und Unsicherheit, aber letztendlich werde ich eine Entscheidung getroffen haben, mit der ich sehr zufrieden sein werde.

Und irgendwie werde ich beim Gamma Knife noch Antworten auf folgende Fragen einholen:

  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder zu bluten beginnt?
  • Kann es sein, dass sich in 8 bis 12 Monaten gravierende Verbesserungen einstellen?
  • Wie hoch ist das Risiko, dass nach der Behandlung bleibende xxx bleiben?

Mir werden sicher noch einige Fragen einfallen, aber eine habe ich an euch:

Wie würdet ihr euch entscheiden?

Es geht mir gar nicht darum, aus der Mehrheit meine Entscheidung zu treffen. Geht mir darum, zu sehen, wie ein Mensch entscheiden würde, der sich über Folgen keine Gedanken machen müsste – also unbelastet ist. Wenn ihr dazu einen Kommentar schreiben wollt – egal ob hier oder auf Facebook, danke ich euch schon mal.

Natürlich werde ich euch über meine Entscheidung informieren, aber zuvor kommt noch ein interessantes Thema, denn ich werde meine Selbstständigkeit wieder neu aufbauen und vielleicht habt ihr ja auch da einen Tipp für mich.

Vielen Dank fürs Lesen und bis bald.

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