Verzeiht, dass ich nicht gleich am Freitag geschrieben habe, aber das Ergebnis des MRTs war leider nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Zugegeben, nicht schlecht, aber auch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Am Freitag war es also soweit, mein Kontroll-MRT stand an. Gegen 14 Uhr suchte ich in guter Laune das Institut auf und meine einzige Sorge galt wieder einmal dem Kontrastmittel, welches man mir intravenös verabreichen würde. Verrückt eigentlich, wenn man überlegt, dass Spritzen und Venenzugänge eigentlich schon zu meinem Leben gehören. Naja, auch das ist wiederum ein wenig übertrieben. Ich wollte ja nur klar machen, dass ich in bester Laune und guter Hoffnung zu meinem Termin ging.
Auf die Uhrzeit genau kam ich auch schon dran, legte alle metallischen Sachen ab, zog mich soweit gefordert wurde aus und legte mich auf die Liegevorrichtung des supergroßen Magnets. Erwähnte ich schon, dass mir zwischenzeitlich dann eben auch noch der Zugang gelegt wurde – ja alles halb so schlimm, aber bitte lasst mich einfach ein wenig vorher jammern.
In der nächsten Minute hatte ich auch schon Ohropax in den Ohren und Kopfhörer auf denselben. Dann eine stabilisierende Maske über den Kopf, dass dieser sich so wenig wie möglich bewegen konnte. Mit den Worten: „Es wird ungefähr 20 Minuten dauern und nach 15 Minuten erhalten Sie das Kontrastmittel“, schob man mich wieder einmal in die Röhre.
Tock, tock, tock, grrrrrrrr, klack, klack, klack … mit den nun folgenden Geräuschen hatte ich bereits gerechnet. Womit ich aber vollkommen überrascht wurde, war das Jucken auf der Nase, welches ungefähr nach 5 Minuten begonnen hatte. Jetzt hatte ich echt Stress, denn ich wollte die Behandlung keinesfalls abbrechen. Ich konzentrierte mich dermaßen stark darauf, dass ich nicht niesen musste, man hätte mir 20 Nadeln in den Körper rammen können und es wär mir nicht aufgefallen.
Da war ich dann glücklich …
Ich war richtig glücklich, wie der Kollege dann kam und mich mit dem Kontrastmittel fütterte, denn ich wusste jetzt sind es nur noch fünf Minuten. Und tatsächlich, plötzlich war alles aus und man holte mich aus der Röhre wieder raus. Die Nadel wurde entfernt, ich durfte mich wieder anziehen, bekam noch die CD mit den Bildern und auf den Befund, sagte man mir, müsse ich wahrscheinlich bis Montag warten.
Das machte mich, in Anbetracht dessen, dass ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin, nicht sehr glücklich, aber ich konnte es ja nunmal nicht ändern. Ich freute mich schon auf Helga, die vor der Türe wartete, um mit mir noch einen schönen Nachmittag in der Stadt zu verbringen. Auch sie war ein wenig enttäuscht, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keinen Befund gab.
Also wanderten wir Richtung innere Stadt. Wir nahmen nicht den direkten Weg zum Restaurant, sondern streiften durch die Gassen und ich erzählte ihr genau, was abgelaufen war und wie tapfer ich die Nadel weggesteckt hatte 😉
Nach zwei Stunden waren wir dann beim Restaurant, nahmen an einem Tisch im Garten Platz, als ich auf einmal ein SMS erhielt. Es war das Institut. Mein Befund war fertig. Und ich war jetzt aufgeregt. Mittels Code konnte ich ihn auch gleich abrufen, was ich dann auch tat. Ich öffnete das Schreiben auf meinem Handy und las Folgendes:
Bekanntes Kavernom im Pons paramedian links (8 mm). Die sich in der Voruntersuchung zeigende, damals offensichtlich rezente Einblutung hat sich zwischenzeitlich rückgebildet. Sonst kein weiter auffälliger Befund.
… und dann auf einmal nicht mehr so!
Ich war geschockt. 8 mm groß. Ich konnte mich gar nicht freuen. Wir hatten doch erwartet, dass es weg ist. Ich war traurig, wollte mir das jedoch nicht anmerken lassen. Ich fühlte mich auch gleich wieder krank, meine ganze positive Energie war verschwunden, als wie wenn mich eine Depression von hinten packte und ganz fest zusammendrückte. Ich kann es echt nicht anders beschreiben.
Ich versuchte einen klaren Kopf zu bekommen und sagte zu Helga: „Aber die Blutung ist schon mal weg“, als wäre das nicht Grund genug, sich zu freuen – es gelang mir einfach nicht. Ich wiederholte das immer und immer wieder und auch dass ich ja damit habe rechnen müssen. Aber meine Laune verbesserte sich nicht und zum ersten Mal dachte ich: „Warum ich?“
Mit der Zeit und mit einem guten Backhendl konnte ich wieder ein wenig lockerer denken. Es war nicht die Tatsache, dass das Kavernom noch da war, das was mich traurig machte – ich wollte wieder ein normales Leben führen. Für mich, aber auch besonders für Helga. Ich wollte mir keine Gedanken darüber machen müssen, ob ich in ein Flugzeug steigen darf, ob ich laufen gehen darf und viele andere Sachen, auf die ich in den letzten 4 Monaten verzichtet habe.
Und zum ersten Mal überkam mich so etwas wie Angst. Angst vor dieser Bestrahlung. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das gut geht und wie groß ist das Risiko. Ich mochte diese Gedanken nicht und versuchte sie zu verdrängen. Aber ich wusste auch, ich brauch maximal 3 Tage, um wieder positiv zu denken. Und heute ist der dritte Tag und ich denke positiv. Nach wie vor habe ich Respekt vor der Bestrahlung und durchaus auch Angst, aber zuvor kommt ja noch eine Besprechung, bei der ich alles abklären kann.
Und bis dahin mach ich so weiter wie bisher. Es ist mir ja nicht so schlecht gegangen. Und das soll es auch in Zukunft nicht. Gestern machten wir einen Ausflug nach Melk mit abendlichem Konzert von Norbert Schneider – sehr grandios. Bis auf den Sitzplatz, den ich hatte, denn der verstärkte meine Schmerzen im Nacken extrem. Was soll’s, gehe ich halt morgen wieder zur Michaela.
Mein nächster Meilenstein ist der 28. August. Es ist die Besprechung beim Gamma-Knife und davon werde ich sicher wieder berichten. Danke an alle, die sich bereits am Wochenende nach meinem Zustand erkundigt haben – das hat mich sehr gerührt.