Die Krux mit der Prismenfolie – Teil 1

Heute hatte ich einen Kontrolltermin in der Augenambulanz. Seit 14 Tagen verwende ich nun eine Prismenfolie und komme gar nicht klar damit. Das wollte ich bei dem Besuch auch gleich klären. Und da stellten wir dann eine spannende Theorie auf.

Nach den üblichen Untersuchungen, die scheinbar eine geringfügige, für mich jedoch nicht erkennbare, Verbesserung gezeigt haben, sprach ich die Orthoptistin darauf an. An dieser Stelle muss ich erwähnen, es war diesmal eine andere Frau, die mich untersuchte. Ich erzählte ihr von den Schwindelgefühlen und dass ich mich fühlen würde, als würde ich auf Watte gehen.

„Es dauert, bis man sich an so etwas gewöhnt“, sagte sie. Nun das war mir auch klar, aber ich hatte da so eine Theorie, die mir beim Einkaufen eingefallen ist. Ich trage im Normalfall ja keine Brille. Im Theater oder Kino schon oder beim Autofahren besonders bei Nacht, denn generell sehe ich gut, obwohl ich nicht gut sehe. Verwirrt? Lasst es mich erklären.

„Alle sind happy mit meiner Fehlsicht“

Ich bin auf einem Auge kurzsichtig und auf dem anderen weitsichtig. So etwas nennt man dann Anisometropie. Schon der Augenarzt, der mir die Brille verschrieben hatte, sagte damals: „Ich verschreibe sie Ihnen, aber tragen Sie sie nicht – nur wenn es unbedingt notwendig ist!“ Was sich ein wenig lustig anhört, hat einen ernstgemeinten Hintergrund. Ohne Brille funktioniert mein Sehen fantastisch, denn mit dem einen Auge sehe ich in der Nähe gut, mit dem anderen in der Ferne und den Rest macht mein Gehirn.

Besonders beim Autofahren ist das sehr ideal, denn beim Blick vom Tacho zum Blick nach außen auf die Straße bin ich beim Fokussieren um einiges schneller als normalsichtige Menschen. Das ist aber eine große Anstrengung für das Gehirn, doch über die Jahre habe ich es darauf diszipliniert, immer ein scharfes und ein verschwommenes Bild zu einem zusammenzufügen.

„Liebes Gehirn, sorry dass ich dich so fordere“

Und jetzt bringe ich dieses Gehirn – abgesehen davon, dass es mit der Blutung eh schon viel zu tun hat – auch noch mit Doppelbildern und zusätzlich einer Prismenfolie durcheinander. Und es wird jetzt auch noch viel komplizierter. Die Folie klebt auf dem Glas, des, durch die Abduzensparese, beeinträchtigten Auges. Das verursacht nun Folgendes und es liest sich wie ein Witz:

Gehe ich auf der Straße mit der Brille und der Folie, sehe ich zwar geradeaus nur ein Bild, aber da ich es nicht gewohnt bin, komme ich mir vor als wäre ich besoffen. Zudem ist das Bild durch die Folie verschwommen. Ohne Brille fühle ich mich zwar sicherer, sehe aber alles doppelt. Also, doch besser mit Brille, aber nicht so lange. Wenn ich jetzt vor den Regalen im Merkur stehe, kann ich mit der Brille nichts mehr sehen, da das Glas des rechten Auges mir nun in der Nähe alles verschwommen zeigt. Das linke Auge würde zwar gut sehen, aber die Prismenfolie nimmt dir ca. 25% der Sicht und lässt das Bild wiederum verschwimmen. Deswegen kann ich zur Zeit auch nicht arbeiten. Nehme ich die Brille ab, sehe ich zwar gut, aber wiederum alles doppelt, was ich jedoch durch eine Kopfzwangshaltung korrigieren kann – wenn ich meinen Kopf um geschätzte 25 Grad drehe. Das wiederum verursacht auf Dauer unglaubliche Nacken- und Schultergürtelschmerzen.

Also, wenn ihr jemanden seht, der permanent seine Brille auf- und absetzt, dann wiederum den Kopf verdreht oder auch mal ein Auge zumacht … das bin ich 😉

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