Zweite Besprechung GammaKnife

Heute ist der Tag meiner zweiten Besprechung zur Behandlung mit dem GammaKnife. Um 11:00 habe ich meinen Termin. Ich werde gleich mal probieren, wie lange ich zu Fuß zum AKH benötige, denn so weit ist es ja nicht entfernt. Also packe ich mich um 9:45 zusammen und mach mich auf den Weg.

Vorher will ich euch aber noch von den letzten 10 Tagen berichten. Ich kann es schon vorwegnehmen – es war der Horror! Es waren die Tage, an denen ich mir die Broschüre durchgelesen habe, die ich vom AHK für meine Behandlung erhalten hatte.

Es ist schon klar, dass in einem solchen Informationsblatt so ziemlich alles drinstehen muss, was passieren kann. Für mich als kreativen Menschen, begann sofort das Kopfkino in den prächtigsten Farben, IMAX 4K und natürlich 3D.

Die Bilder jedoch waren alles andere als jene einer Komödie. Sie eigneten sich mehr von der Tragödie bis zum Horrorfilm und der Protagonist war immer ich. Nein, das stimmt nicht ganz, denn auch Helga spielte eine Rolle in diesen Vorstellungen. Sie spielte die Frau, deren Leben von nun an, durch die Erkrankung und die Folgen der Behandlung ihres Mannes, vollkommen auf den Kopf gestellt wurde.

Ich bin ein sehr positiver Mensch und nehmen auch schwierige Situationen im Leben sehr locker, aber bei solchen Bildern spielt mein Kopf verrückt. Es dauerte schon ein paar Tage, bis ich mich wieder im Griff hatte. Ich beschloss alle Fragen, die mich so beschäftigten, aufzuschreiben und heute in der Besprechung vorzubringen.

Ich machte mich also um 9:45 auf den Weg und bereits 15 Minuten später stand ich vor der Türe zum GammaKnife. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet – viel zu früh. Auf der anderen Seite freute ich mich, denn sollte mir zu Hause mal etwas passieren, könnte ich innerhalb kürzester Zeit in der Ambulanz sein. Man muss sich über solche Dinge ja auch freuen.

Ich betrat die Station und meldete mich an und sogleich teilte man mir mit, dass es wahrscheinlich zu einer längeren Wartezeit kommen würde. Nicht nur weil ich eben eine Stunde zu früh hier war, sondern hauptsächlich weil meine Ärztin mit der Planung einer Behandlung beschäftigt war und diese nicht unterbrechen wollte.

Das passierte mir nun schon zum zweiten Mal und während ich meine lange Wartezeit antrat, die letztendlich gar nicht so lange war, dachte ich genau darüber nach. Es war gut! Es war sogar sehr gut, dass ich warten musste, dachte ich. Wenn sich ein Arzt mehr Zeit für die Planung einer Operation nimmt, als eine Vorbesprechung zeitgerecht einzuhalten, dann hat das doch etwas Gutes. Diese Einstellung wird mir auch zugute kommen – spätestens am Tag meiner Behandlung.

Ich hatte ja noch nie einen schlechten Eindruck dieser Abteilung. Es handelte sich hier ja um ein Krankenhaus – ein öffentliches und da darf man das Aufkommen an Behandlungen und Besprechungen erstmal nicht unterschätzen. Aber seit heute, schätze ich das GammaKnife im AKH sehr, denn ganz unterbewusst zeigt mir die Situation, je länger meine Wartezeit ist, desto mehr kümmert sich ein Arzt um die Behandlung oder die Planung einer solchen. Sehr beruhigendes Gefühl.

Knapp vor Mittag hatte ich dann mein Gespräch. Ich erklärte mich mit einer Behandlung einverstanden und die Ärztin klärte mich noch einmal ganz im Detail auf. Wieder begann dieses Kopfkino, als wäre es ein Bestseller, den ich mir immer und immer wieder ansehen müsse. Auch die Antwort auf die Fragen, die ich mir vorbereitet hatte, konnte die Tragödie in meinem Kopf nicht abwenden.

Kennt ihr das? Man stellt dann Fragen so, dass man eine Antwort bekommen könnte, die einem gefallen würde. In meinem Fall half das alles nicht – ich wurde gnadenlos aufgeklärt. Doch dann kamen, für meinen Verstand, auch versöhnliche Aussagen.

„Wir haben schon auch viel komplexere Eingriffe als Ihren, wo das Risiko höher ist“, war eine davon oder dass ich im Regelfall am Tag der Behandlung wieder nach Hause gehen könnte. Das alles hörte sich ja schon mehr danach an, dass das Risiko überschaubar ist.

Dennoch wollte ich eine letzte Frage stellen: „Eine letzte Frage noch und Sie müssen diese auch nicht beantworten. Würden Sie an meiner Stelle diese Behandlung machen, Frau Doktor?“

Sie überlegte ein paar Sekunden – wahrscheinlich war es auch nur eine – und sagte dann: „Ich würde es machen, damit ich es erledigt habe!“ Diese Aussage machte mir auf einmal klar, dass ich mit der Behandlung, trotz der Risiken, einfach die besseren Chancen hatte, dass es wieder so werden würde wie zuvor – denn das ist das Ziel des Eingriffs.

Ich hörte diesen Satz auch nicht zum ersten Mal. Auch eine Freundin, die faktisch im selben Zweig arbeitet, sagte genau dasselbe.

Die Schreckensbilder verließen langsam meinen Kopf und wir machten uns einen Termin aus. Es sollte der 31. Oktober sein. Ich verließ das Krankenhaus und fühlte mich gut und wieder dachte ich, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Das wird jedoch in den nächsten 30 Tagen nicht immer so sein.

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